Bundestrainer Hansi Flick (Getty Images)

Sollte nach Oliver Bierhoff auch Nationaltrainer Hansi Flick seinen Posten räumen? Unsere Sportreporter sind geteilter Ansicht. Flick sei Teil des Systems und müsse weg, meint Michael Augustin. Philipp Hofmeister hält dagegen: Es gebe einen entscheidenden Unterschied zwischen Bierhoff und Flick.

Pro: Flick ist Teil des Systems

Von Michael Augustin

Wenn in der Fußball-Bundesliga ein Verein absteigt, muss in der Regel der Trainer gehen. Dieses Vorrunden-Aus ist nichts anderes. Also: Flick muss weg. Er hat es nicht geschafft, mit einer eingespielten Abwehr nach Katar zu kommen. Im Gegenteil - Flick hat in 19 Spielen als Bundestrainer 16 unterschiedliche Defensivformationen ausprobiert und selbst diese WM-Vorrunde als Testphase missbraucht. So etwas geht nicht.

Nach dem peinlichen Aus kritisiert er die Ausbildung der Zwölfjährigen. Wir haben keine Außenverteidiger, wir haben keine Neuner, so die Kurzfassung. Zwischen 2014 und 2017 hätte Flick dieses Problem anpacken können. In dieser Zeit war er Sportdirektor beim DFB, außerdem lange acht Jahre Co-Trainer unter Jogi Löw. Flick ist ein DFB-Mann und abgesehen von seinem kurzen Ausflug zum FC Bayern Teil des Systems. Auch deshalb sollte er nicht mehr Bundestrainer sein. Unser Nachfolger sollte Spielern wie Neuer, Müller und Gündogan sofort klarmachen, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Nur so kann sich ein neuer Spirit in der Mannschaft entwickeln.

Contra: Flick kann wenig für die Defizite

Von Philipp Hofmeister

Einen ganz entscheidenden Unterschied gibt es zwischen Hansi Flick und Oliver Bierhoff. Der Bundestrainer ist nahbar, der Ex-DFB-Direktor dagegen ist das nie gewesen. Bierhoff war ein Marketingstratege ohne Gespür, ohne Gefühl für die Basis. Flick dagegen verkörpert von Haus aus Authentizität und Nahbarkeit - die wichtigsten Schlüssel, um die einstige Fußballnation Deutschland schnell wieder hinter sich zu bringen.

Klar hat der Bundestrainer Fehler gemacht bei dieser WM. Aber er, der gerade mal 16 Monate im Amt ist, kann wenig dafür, dass es im deutschen Fußball weder Mittelstürmer noch Außenverteidiger von internationalem Format gibt. Was Hansi Flick aus einer Mannschaft mit Potenzial machen kann, hat er beim FC Bayern München in Rekordzeit bewiesen. Dieses Potenzial schlummert auch im DFB-Aufgebot. Wenn der Bundestrainer jetzt noch ein paar alte Zöpfe abschneidet und in den kommenden anderthalb Jahren eine funktionierende Defensivachse findet, dann können wir uns schon jetzt auf eine konkurrenzfähige DFB-Elf zur Heim-Europameisterschaft freuen - mit dem Bundestrainer Flick auf der Bank.

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