Kalender, auf dem die Freitage durchgestrichen sind

Vier Tage arbeiten, für fünf Tage Geld bekommen: Klingt aus Arbeitnehmersicht erst mal nach einem guten Plan. Aber kann das wirklich funktionieren? In Großbritannien haben das gut 60 Unternehmen im vergangenen Jahr ausprobiert. Jetzt wurden die Ergebnisse der Studie vorgestellt.

Unser London-Korrespondent Christoph Prössl hat sich die Ergebnisse des Versuchs angeschaut und mit Angestellten gesprochen, deren Unternehmen daran beteiligt waren. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was sind die zentralen Ergebnisse der Studie?

Dieser Versuch war ein großer Erfolg: Von den 61 Unternehmen, die daran beteiligt waren, haben 56 angekündigt, dass sie an der Vier-Tage-Woche festhalten wollen. Und die Wissenschaftler, die den Versuch begleitet haben, kommen zu dem Ergebnis, dass die Menschen, die nur vier Tage pro Woche arbeiten, deutlich weniger oft krank sind. Es gibt weniger Leute mit Burn-out. Die Zahl der Krankentage hatte sich in den sechs Monaten deutlich reduziert, und zwar um 65 Prozent. Und in den meisten Firmen ist auch die Produktivität gleich geblieben oder hat sich leicht verbessert. Das war auch das Ziel des Versuchs. Die Initiatoren haben argumentiert, die Unternehmen verlieren kein Geld. Jetzt zeigt dieser Versuch: Das stimmt.

Wie geht das? Mussten die Unternehmen ihre Arbeitsabläufe komplett umstellen?

Die Unternehmen haben sich grundsätzlich umorganisiert. Kürzere Konferenzen oder einige Abteilungen haben für sich geklärt: Welche Konferenz ist überhaupt noch nötig? Wie kann ich fokussierter arbeiten? Welche Abläufe müssen wir verändern? Und es gibt ein Unternehmen, das hat zum Beispiel ein Ampelsystem eingeführt. Da stellt jeder Mitarbeiter dann ein kleines Schild vor sich. Rot bedeutet: bitte nicht stören, konzentriere mich gerade, mache etwas Wichtiges fertig. Orange heißt: Wenn es dringend ist, sprich mich an und grün signalisiert: Kannst mich gerne was fragen. Es geht also um viel Selbstdisziplin, bessere Organisation und vor allem Umdenken. Fast alle Unternehmen gaben auch an, dass das gar nicht so einfach gewesen sei, aber am Ende geklappt habe.

Wie fanden die Angestellten die Umstellung?

Die meisten, mit denen wir gesprochen haben, waren total begeistert. Mehr Zeit zum Rennradfahren, mehr Zeit für den Hund, die Kinder, die Familie. Es gibt aber auch Mitarbeitende, die pflegen eine Mutter oder einen Vater. Für die war das ein Segen. Die haben gesagt, der Druck sei endlich mal rausgenommen worden, einfach einen Tag mehr in der Woche frei. Also auch mal Zeit für mich und nicht: Freizeit gleich Familie versorgen. Für viele war das auch ein Argument, ihrem Arbeitgeber treu zu bleiben. Denn in Großbritannien ist der Arbeitsmarkt eng, viele Unternehmen suchen Personal, vor allem Spezialisten. Aber wer bei einem Unternehmen arbeitet, das eine Vier-Tage-Woche anbietet, der bleibt auch gerne dort. Das ist auch ein Ergebnis dieser Studie.

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