Zukunft Demokratie

Bundestag statt Google und Co - so lautet das Motto eines Start-Ups, das Menschen für den Beruf des Politikers begeistern will. Es ist nicht das einzige junge Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Menschen in die Politik zu bringen - und unsere Demokratie damit ein bisschen besser zu machen.

Unsere Demokratie braucht ein Update. Das sagt zumindest Kerstin Schiwietz von Brand New Bundestag (brandneuer Bundestag), einer Graswurzelbewegung, die versucht, den Bundestag ein bisschen fortschrittlicher zu machen - und zwar indem sie gezielt Menschen auf ihrem Weg in die große Politik unterstützt, die dort bisher noch nicht so repräsentiert sind.

"Das sind Frauen, People of Colour, Menschen mit Behinderungen, Menschen ohne akademischen Werdegang", sagt Schiwietz. "All diese Person braucht es aber im Parlament. Wir brauchen Menschen aus verschiedensten Hintergründen, wenn wir gemeinsam eine lebenswerte Gesellschaft gestalten wollen und auch die großen Herausforderungen angehen wollen, vor denen wir stehen."

"Finden, fördern und begleiten"

Unterstützt werden diese Menschen durch persönliche Coachings, Workshops und Hilfe bei der Social-Media-Arbeit. Vier Kandidaten und Kandidatinnen sind bei der vergangenen Wahl mit der Hilfe von Brand New Bundestag ins Parlament eingezogen, darunter auch Armand Zorn aus Hessen (SPD).

Ein ähnliches Prinzip verfolgt auch das Start-up JoinPolitics. "Wir finden, fördern und begleiten Menschen auf ihrem Weg in die Politik", sagt Geschäftsführer Philip Husemann. Man suche bewusst auch nach Menschen, "die den Weg in die Politik noch nicht gefunden haben und vielleicht auch mit bestehenden politischen Strukturen fremdeln, aber eigentlich hochpolitisch sind und politisiert sind durch die großen Fragen unserer Zeit. Genau für diese Menschen wollen wir eine Anlaufstation sein."

Gut für die Demokratie und für den Einzelnen

Anders als bei Brand New Bundestag geht es auch um finanzielle Hilfe. Das Geld kommt aus Spenden und von Förderern, die allerdings keinen politischen Einfluss nehmen dürfen. JoinPolitics arbeitet parteiübergreifend, unterstützt also Talente aus den verschiedenen Parteien. Das Start-up wählt die jungen Politikerinnen und Politiker danach aus, mit welchen Ideen und innovativen Ansätzen sie die großen gesellschaftlichen Probleme lösen wollen.

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Tag der Demokratie

2007 wurde der 15. September von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Internationalen Tag der Demokratie erklärt. Das Ziel des Tages sind die Förderung und Verteidigung der Grundsätze der Demokratie.

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Ziel von JoinPolitics sei es, die Demokratie zu stärken, sagt Husemann. Er fürchtet, dass uns bald schlicht die Politiker und Politikerinnen ausgehen könnten. Das politische Geschäft werde immer härter, immer unattraktiver,  immer weniger Leute täten es sich an, in die Politik zu gehen. "Wir wollen für den Beruf Politik werben und talentierte Menschen gewinnen dafür, dass sie eben nicht nur zu den Googles und Facebooks oder zu anderen attraktiven Unternehmen gehen. Alle sind auf der Suche nach Purpose und wollen etwas für das Gemeinwohl tun und sinnvoll arbeiten. Und wir sagen: Die sinnvollste Arbeit ist eigentlich in der Politik."

Statt zu Google also lieber in den Bundestag oder auch in den Landtag. Auch bei der Landtagswahl in Hessen im nächsten Jahr wollen Brand New Bundestag und JoinPolitics mitmischen. Die Suche nach Talenten läuft schon.

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Demokratiekongress in der Frankfurter Paulskirche und der Frankfurter Goethe-Uni

Demokratiekongress in Frankfurt am 1. und 2. Juli 2022

Am 1. und 2. Juli hat hr-iNFO in Medienpartnerschaft mit der Hertie-Stiftung den Demokratiekongress unter dem Motto „Mehrheit.Macht.Mut.“ präsentiert. Mit dabei waren Politiker wie der ehemalige Wirtschaftsminister Peter Altmeier, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der Philosoph Julian-Nida-Rümelin, der Frankfurter SPD-Bundestagsabgeordnete Armand Zorn, die Schriftstellerin Nora Bossong sowie junge Politiker*innen und Start-Up-Gründer*innen – und natürlich wir von hr-iNFO.

hr-iNFO Redakteurin und Moderatorin Andrea Löffler hat in der Podiumsdiskussion mit der Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang und dem Historiker Paul Nolte darüber gesprochen, wie man Demokratie wieder stärken kann und mit Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele, dem CDU-Vorsitzenden von Thüringen Mario Voigt und dem Leiter der SPD Parteienschule Klaus Tovar über Politikverdrossenheit und gesellschaftliche Transformation.

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