Ski- und Snowboardfahrende in Willingen

Der Winterurlaub steht vor der Tür. Doch wie funktioniert nordhessischer Skiurlaub in der Energiekrise? Lifte, Heizungen, Schneekanonen – läuft da alles wie immer? Ein Blick ins nordhessische Willingen.

Die Gondeln der Ettelsbergseilbahn schweben majestätisch zur Bergstation. Noch begrüßen die Hänge des Willinger Uplands ihre Besucher in zartem grün, doch nicht mehr lange. Die gelb strahlenden Schneekanonen sind einsatzbereit: "Wir sind alle schon ganz heiß," sagt Jörg Wilke, Geschäftsführer der Ettelsberg Seilbahn. "Nach den schwierigen letzten Wintern sieht es jetzt ganz gut aus. Wir haben die Vorbereitungen fast abgeschlossen, und ab dem 8. Dezember ist kalte Luft gemeldet. Das wäre ein gutes Startsignal für die neue Saison."

Sinkt die Außentemperatur längere Zeit unter Minus zwei Grad, geht es los mit der künstlichen Beschneiung: 120 Schneekanonen und Schneilanzen sorgen in der Willinger Wintersaison für 13 km beschneite Pisten - doch auch jetzt in der Energiekrise? "Wir werden bei allen Maßnahmen darauf achten, dass der Wintersportler es nicht merkt", sagt Wilke.

Energieeffizienz und höhere Preise

Und Maßnahmen gibt es jede Menge: Die Kabinenseilbahn fährt ab dieser Saison etwas langsamer ins Tal, das spart Energie. Dabei bleibt auch die Sitzungheizung ausgeschaltet. Für den K1-Sessellift gabs diesen Sommer eine neue Photovoltaik-Anlage, und alte Schneekanonen werden durch effizientere ersetzt. Generell wurde laut Jörg Wilke von der Ettelsberg Seilbahhn die Beschneiung optimiert: "Das ganze Gelände ist per GPS ausgemessen worden, und unsere Pistenraupenfahrer wissen ganz genau, wieviel Schnee unter ihnen liegt. Das heißt, wir müssen an gewissen Ecken nicht sinnlos Schnee produzieren, sondern schieben ihn nur noch dorthin, wo er auch wirklich gebraucht wird."

Der Wintersportler kann sich also auf ein volles Programm freuen, muss dafür aber auch ein wenig tiefer in den Geldbeutel greifen. "Wir haben uns in Willingen dazu entschieden, die Tageskarte um zwei Euro zu erhöhen, das entspricht rund 5,5 Prozent." 36 Euro sind das dann für das Tagesticket für Erwachsene.

Urlauber buchen kurzfristiger

Teurer wird es auch bei der Übernachtung im Wintersportort. Daran sind allerdings nicht nur die hohen Energiekosten Schuld, so Markus Göbel, Juniorchef der Göbel Hotels: "Durch die enorm gestiegenen Lebsnmittelpreise wird der Urlaub teurer werden. Das ist aber nicht pauschal zu sagen und selbst bei den unterschiedlichen Arrangements immer wieder sehr individuell." Auch in den Hotels wird Energie gespart: Warmwasserboiler wurden gereinigt, Lüftungsanlangen gewartet und alte Pumpen ausgetauscht.

Göbel blickt positiv in die Zukunft, wenngleich die Buchungslage noch nicht so gut ist wie vor der Coronazeit. Die Pandemie hat das Buchungsverhalten der Gäste generell stark verändert. Das weiß auch Norbert Lopatta, Leiter des Tourismus und Kurbetriebs in Willingen: "Durch die Pandemie hat sich das Buchungsverhalten der Gäste gerade in diesem Kurzurlaubssegment dramatisch verändert. Die Leute buchen kurzfristiger. Die schauen morgens bei sich zu Hause aus dem Fenster und sagen: 'Komm, wir fahren nach Willingen.'"

 Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 02.12.2022, 12 - 15Uhr