Gehört Bargeld bald der Vergangenheit an?

Immer wieder gibt es das Gerücht, das Bargeld solle abgeschafft werden. Was ist wirklich dran? Wo liegen die Vorteile dieser Zahlmethode, wo die Nachteile? Und was ist eigentlich mit dem digitalen Euro?

"Bargeld bietet uns Unabhängigkeit", sagt Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen. "Aufbewahren können wir Banknoten und Münzen, ohne einen Dritten zu involvieren. Für Bargeld brauchen wir keine besondere Ausstattung, kein Internet. Bargeld können wir bei einem Stromausfall verwenden oder wenn wir unsere Bankkarte verlegt haben." Für Lawrence hat Bargeld viele Vorzüge. Die Verbraucherschützer warnen deswegen auch immer wieder davor, Münzen und Scheine eventuell abschaffen zu wollen.

Jürgen Moormann, Professor für Bank und Prozessmanagement an der Frankfurt School of Finance and Management, sieht aktuell aber auch keine wirkliche Gefahr für das Bargeld, im Gegenteil: "Wir haben ein Wachstum des Bargeldes. Der Bargeldumlauf hat sich, seit es den Euro gibt, in Deutschland versiebenfacht. Und wir haben jedes Jahr im Schnitt ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent. Also da kann man nicht von verabschieden sprechen."

Euro ist gefragt als Wertaufbewahrungsmittel

Das liegt vor allem daran, dass der Euro international gefragt ist - als Wertaufbewahrungsmittel. Also praktisch die Geldscheine im Sparstrumpf. Das sei nicht das Gleiche wie Geld auf dem Girokonto: "Es ist eben Zentralbankgeld. Das ist durch die EZB garantiert im Unterschied zu Geldern, die wir auf dem Girokonto von Banken haben. Da haben wir einen Anspruch gegenüber den Banken." Und, zumindest theoretisch, kann die Bank in Konkurs gehen. Im Gegensatz zur Zentralbank. Und bis vor kurzem gab es sogar Negativzinsen bei den Banken. Das gibt es bei Bargeld nicht.

Die Deutsche Bundesbank ist die Deutsche Zentralbank im Europäischen System. Das Institut kümmert sich um Bargeld genauso wie um bargeldlose Zahlungssysteme. Und deswegen will Dirk Schrade aus dem Bereich Zahlungsverkehr auch nicht das eine dem anderen Vorziehen. Am Ende komme es sehr auf die Erwartungen und Bedürfnisse des einzelnen Nutzers an. Er sagt, bei Befragungen schätzten viele Bargeldnutzer die Anonymität und den besseren Überblick: "Diejenigen, die lieber mit Karten bezahlen, die haben vor allem den Punkt Schnelligkeit und Bequemlichkeit, Einfachheit in den Mittelpunkt gestellt. Und es gab in der Tat auch welche, die sagen: 'Ich kann den Ausgabenüberblick viel besser in der digitalen Welt bewerkstelligen.'"

Digitaler Euro könnte Bestes aus beiden Welten verbinden

Stichpunkt digitale Welt: Da stoßen Scheine und Münzen an ihre natürlichen Grenzen. Gerade beim Onlinehandel. "Das ist natürlich ein großer Nachteil, den das Bargeld hat - dass es eben aufgrund der physischen Beschaffenheit in solchen Zahlsituationen gar nicht genutzt werdenh kann. Deshalb überlegen wir im Eurosystem, ob es nicht Sinn macht, einen digitalen Euro einzuführen, der so etwas wie die Weiterentwicklung einer Banknote wäre", sagt Dirk Schade von der Deutschen Bundesbank. Der digitale Euro könnte sozusagen das Beste aus beiden Welten verbinden. Ist aber noch absolute Zukunftsmusik.

Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale, die zu Beginn so vehement das Bargeld verteidigt hat, erkennt aber natürlich auch die Vorzüge der bargeldlosen Bezahlung: "Bargeldloses Bezahlen macht mich flexibler. Ich muss mir kein Bündel Bargeld einstecken, wenn ich einen Mantel kaufen will. Und gerade jetzt, wo der Bankautomat um die Ecke geschlossen wurde, stehe ich an manchen Tagen eben ohne Bargeld da."

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