Container zur Verschiffung nach China

China ist ein wichtiger Handelspartner auch für hessische Unternehmen. Aber China ist ein deutlich schwierigerer Markt geworden: Das Land schottet sich zunehmend ab, nicht nur wegen Corona. Politisch werden Geschäfte mit China zudem immer stärker kritisiert, befürchtet man doch eine zu starke Abhängigkeit. Wie blicken hessische Unternehmer auf China? Wo sehen sie Chancen - und wo Risiken?

Chemie, Pharma, Fahrzeuge und Maschinen - das sind die hessischen Exportschlager. Die Firma FLG Automation in Karben in der Wetterau etwa stellt Spezialmaschinen her, die in der Medizintechnik oder der Konsumgüterindustrie zum Einsatz kommen. "Der Kunde gibt eine Vorgabe anhand seiner Einzelteile, wir entwerfen daraufhin eine Maschine, konzipieren sie, bauen diese nach Beauftragung und liefern sie zum Kunden aus", erklärt Vorstand Lüdger Grünewald.

Und geliefert werden die Maschinen auch nach China. In Hongkong und Shanghai hat das Unternehmen Vertriebsstrukturen aufgebaut. Doch am Ende müssen die Spezialisten aus Karben nach China fliegen: "Unsere Mitarbeiter müssen in der Regel rüber, um vor Ort die Maschine in Betrieb zu nehmen. Dem Kunden Einweisungen geben und Schulungen durchführen."

Kaum noch Aufträge wegen Corona

Doch das ist mit den strengen Coronaauflagen faktisch seit langem nicht möglich. Grünewald sagt: Seit Corona habe man deswegen keinen einzigen Auftrag mehr in China abschließen können. Die Reisebeschränkungen vor allem für Festlandchina machen auch einem anderen, sehr viel größen hessichen Unternehmen zu schaffen: der Lufthansa. Für die Airline war China vor Corona ein wichtiger Markt. Schriftlich teilt das Unternehmen mit: "'Greater China' war vor der Pandemie einer unserer wichtigsten Märkte in Asien. Aufgrund der Reiserestriktionen für internationale Ankünfte haben wir aktuell deutlich weniger Flüge im Programm als noch in 2019. Jetzt nur ungefähr 20 Prozent Flüge im Vergleich zum Jahr 2019."

Lufthansa hofft, dass die Lockerungen für Reisende nach Hongkong demnächst auch für den Rest von China gelten. Dann rechnet die Fluggesellschaft damit, dass auch die Nachfrage nach Reisen dorthin wieder sprunghaft ansteigen wird. Geopolitische Erwägungen und Diskussionen spielen für eine Fluggesellschaft erst einmal keine Rolle. Die Lufthansa hat in dem Zusammenhang in der Vergangenheit stets auf das Chicagoer Abkommen verwiesen: Dieses schreibt der Luftfahrt eine Art neutrale Rolle zu.

Trotz Bedenken weiter investieren

Während das mittelständische Maschinenbauunternehmen aus Karben nur einen Vertrieb in China hat, produzieren andere hessische Unternehmen in China direkt. Etwa der Darmstädter Pharmakonzern Merck. Elf Standorte, 4.600 Mitarbeiter, 2,9 Milliarden Euro Umsatz – so die Bilanz nur für China. Und das Unternehmen investiert weiter, nämlich in ein neues Werk zu Herstellung von Halbleitermaterialien. Wohl auch deswegen ist Merck-Vorstandschefin Belén Garijo teil der Delegationsreise des Kanzlers nach China.

Zur grundsätzlichen Kritik an der Reise teilt Merck mit: "Wir sind uns der derzeitigen geopolitischen Herausforderungen bewusst. Zugleich sind wir davon überzeugt, dass Regierung und Wirtschaft weiter im direkten und konstruktiven Dialog mit China bleiben müssen."

Preisdruck und Konkurrenzkampf

Lüdger Grünewald von FLG Automation in Karben sieht das kritischer - weniger die Reise an sich, vielmehr grundsätzliche Entscheidungen: "Es ist schon sinnvoll, dass man von deutscher Seite auftreten muss. Aber ich sehe es nicht als sinnvoll, was man treibt. Sprich: Hamburger Hafen, auch wenn es nur ein Terminal ist. Auch andere Geschäfte. Wir sind viel zu großzügig und machen einfach die Augen zu."

Während aber Lufthansa oder auch Merck grundsätzlich weiter auf den chinesischen Markt setzen, bezweifelt Lüdger Grünewald, dass es für den Maschinenbauer wieder so wird wie vor Corona. Der Markt habe sich verändert, sagt er, durch die Unternehmen vor Ort: "Diese lokalen Anbieter machen einen massiven Konkurrenzkampf. Unterbieten unsere Preise teilweise um die Hälfte. Und dementsprechend wird natürlich bei lokalen Auftragnehmern geordert."

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