Symbolbild: Inventur in einem Baumarkt

Heizung runter, warme Kleidung, Wärmepumpen: Energiesparen in Unternehmen geht nicht ganz anders als zu Hause auch. Doch während bei den Verbrauchern noch Luft nach oben sei, wie Eon-Chef Birnbaum kürzlich anmahnte, habe die Industrie ihre Hausaufgaben gemacht. Ein Blick nach Hessen zeigt: Viele Firmen haben umgedacht und wurden teilweise richtig kreativ.

Bei der Herborner Pumpentechnik werden Pumpen hergestellt, die etwa bei Schwimmbädern und Schiffen zum Einsatz kommen. Für die Firma war es letztes Jahr ein Riesenproblem, als im Zuge der Energiekrise die Preise für Gas und Strom durch die Decke gingen, erzählt Unternehmensinhaber Wolfram Kuhn: "Wir sind fast 150 Jahre alt, aber so eine Situation hat es glaube ich in der Form noch nie gegeben.“

Fieberhaft suchten Kuhn und seine Mitarbeiter nach Möglichkeiten, zum Beispiel Gas zu sparen. Das wird in dem Unternehmen hauptsächlich genutzt, um die Produktionshallen und die Büros zu heizen, so Kuhn: "Wir haben im letzten Jahr die Temperaturen runtergeregelt, wir haben die Heizung optimiert, wir nutzen Prozesswärme für die Erwärmung der Hallen und wir haben für die Büroheizung Wärmepumpenunterstützung eingebaut."

Warme Kleidung, kalte Heizung

Das Unternehmen kauft auch immer weniger Strom ein, sondern produziert ihn lieber selbst und hat sich dazu Photovoltaikanlagen und einen Akku-Speicher angeschafft. Man habe all diese mittlerweile begehrten Bauteile noch bekommen, weil man frühzeitig bestellt habe, erklärt der Unternehmensinhaber: "Das könnte man weise Voraussicht nennen, oder im Grunde genommen war es Glück." Mit Maßnahmen wie diesen kann die Firma im Vergleich zum Vorjahr rund 30 Prozent Energie einsparen und damit die gestiegenen Preise weitgehend auffangen.

Solche Energiesparmaßnahmen haben viele hessische Unternehmen getroffen. Teilweise wurden sie dabei richtig kreativ, so wie die Firma SMA Solar aus dem nordhessischen Niestetal. Abteilungsleiter Christian Schmidt von Knobelsdorf erklärt: "Wir haben einen Abschnitt unserer Logistikhalle auf 16 Grad runtergeregelt und an unsere Mitarbeiter Heizkleidung oder isolierende Wäsche ausgegeben. Damit konnten wir hervorragend Gas einsparen."

Ein Drittel der Unternehmen investierte in Energie-Effizienzmaßnahmen

Dieses Experiment werde man verlängern und auf alle Hallen ausweiten. Beim Strom setzt SMA Solar ebenfalls auf Photovoltaikanlagen und will demnächst noch den Strom einer benachbarten Anlage dazukaufen. So ist Schmidt von Knobelsdorf mit Blick auf diesen Winter zuversichtlich: "Natürlich können wir nicht in die Glaskugel schauen - wir das ein schwieriger oder starker Winter, aber wir sind da optimistisch, sparen weiter Energie und tragen dazu bei, das Klima zu schützen."

Ähnliches ergibt eine Umfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertags,
an der über 2.900 Unternehmen teilgenommen haben. Die meisten hätten Energie gespart und viele dafür sogar extra Geld investiert, berichtet Pressesprecherin Julia König: "So gaben mehr als 33 Prozent der Unternehmen an, dass sie auf die gestiegenen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise mit Investitionen in Energie-Effizienzmaßnahmen reagiert haben."

Und manche Firmen würden dabei auch auf Windräder setzen, aber es könne zum Beispiel sehr lange dauern, bis die genehmigt seien. Dazu heißt es vom hessischen Wirtschaftsministerium, solche Genehmigungsverfahren seien außerordentlich komplex, oft müssten die Firmen noch fehlende Unterlagen nachreichen. Deshalb bemüht sich das Land Hessen nach eigenen Angaben, solche Verfahren zu standardisieren und dadurch zu beschleunigen, um den Energiesparbemühungen der Wirtschaft nicht im Weg zu stehen.

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