Schild mit Aufschrift "Landarztpraxis"

Gerade auf dem Land ist die ausreichende Versorgung mit Hausärzten ein Problem. Denn Nachwuchsärzte wollen oft nicht aufs Land ziehen und sich niederlassen, sondern leben lieber in Ballungszentren. Auch in Hessen ist man sich dieses Problems bewusst. Was also tun gegen den Mangel? Ideen gibt es einige.

Laut der Kassenärztlichen Vereinigung gibt es derzeit rund 11.000 niedergelassene und angestellte Ärzte und Therapeuten in Hessen. Laut einer jüngsten Recherche des hr gehen aber in den kommenden Jahren alleine rund 1.000 Hausärzte altersbedingt in den Ruhestand. Um Nachwuchskräfte anzulocken, versucht so mancher - vor allem ländlich geprägter - Kreis, finanzielle Anreize zu schaffen.

Der Werra-Meißner-Kreis beispielsweise finanziert Medizinstudenten Praktika mit 1.000 Euro, damit sie etwa in Orten wie Wanfried das Leben als Landarzt kennenlernen. Der Kreis Limburg-Weilburg sucht für die Hälfte der 74 vertragsärztlichen Hausarztpraxen Nachfolger und finanziert jungen Medizinern ein Stipendium mit rund 1.000 Euro monatlich. Bis genügend neue Ärzte gefunden sind, sind die Kreise auch auf andere Art und Weise kreativ geworden - so fährt der Medibus durch die Kreise Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg und fährt zu bestimmten Uhrzeiten feste Orte an, wo Ärzte dringend gebraucht werden.

MVZ die Lösung?

Im Kreis Darmstadt-Dieburg ist das Problem Ärztemangel vor sieben Jahren auf andere Art und Weise angegangen worden. In Ober-Ramstadt bei Darmstadt gründete sich 2014 das bundesweit erste Medizinische Versorgungs-Zentrum MVZ. "Wir haben uns auf dem Weg gemacht, weil wir wussten: Von den 150 Ärzten würden bis zum Jahr 2030 etwa 100 in den Ruhestand gehen", sagt Pelin Meyer. Sie ist Geschäftsführerin der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg: "Wir wussten, dass wir die 100 Stellen so nicht gefüllt bekommen würden." Also habe der Kreis eine Praxis übernommen und in ein hausärztlich-internistisches MVZ umgewandelt. Inzwischen gebe es acht MVZ im gesamten Kreis.

Initiator war 2014 Michael Krist. Der Hausarzt betrieb in Ober-Ramstadt eine Gemeinschaftspraxis mit anderen Ärzten, aber als diese die Altersgrenze zur Rente erreicht hatten, fand er niemanden, der die Praxis mit ihm weiter betreiben wollte. Da sprang der Kreis ein, Michael Krist wurde angestellter Arzt. "Ich habe mir die Frage gestellt: Wie wird meine Zukunft aussehen? Will ich irgendwo in einer Einzelpraxis arbeiten, oder möchte ich weiterhin in einem Team arbeiten? Für mich hat die Teamarbeit einen höheren Stellenwert gehabt, und hier hatte ich die Möglichkeit, das Team zu erweitern."

Klar verteilte Zuständigkeiten

So gibt es dort neben den Ärzten auch Gesundheitslotsen, das sind Ansprechpartner für die geriatrischen Patienten. Sie stellen unter anderem Kontakt zu Pflegediensten oder Sozialverbänden her. Außerdem gebe es zwei nichtärztliche Praxisassistenten, die viele Hausbesuche bei Patienten vornähmen und schauten: Muss der Hausarzt kommen, oder braucht der Patient vielleicht einfach nur ein bisschen Zuspruch? Der Hauptvorteil, sagt Hausarzt Michael Krist: Er könne sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren - die Versorgung der Menschen. "Ich habe nicht mehr dieses ganze Drumherum, habe weder die finanziellen Sorgen und Risiken zu tragen, muss mich nicht um Anschaffung von Hard- und Software kümmern, habe persönlich keine Investitionskosten, muss mich nicht um Personalmanagement kümmern, denn dafür ist jemand anderes zuständig."

Das MVZ-Modell, sagen Michael Krist und Pelin Meyer, habe hessen- und auch bundesweit viel Aufmerksamkeit bekommen und könne durchaus auch Blaupause für andere Kreise in ganz Hessen sein. Vor allem dort, wo es wenige Städte, aber dafür umso mehr Land gibt.

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