Soldaten des Wachbataillon der Bundeswehr

Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch in der Bundeswehr zu Veränderungen geführt. Landes- und Bündnisverteidigung sind wieder zum wichtigsten Auftrag geworden. Hat sich dadurch auch unser Bild von der Bundeswehr verändert? Wir haben bei Soldaten und anderen Menschen in Hessen nachgefragt.

Marco Krelowetz hat sich freiwillig für die Reserve gemeldet. Sein Freundeskreis habe über die Militärkleidung gestaunt, fände seinen Einsatz aber spätestens seit dem Krieg in der Ukraine "absolut positiv: 'Hey, wir verstehen, warum du das jetzt machst.' Das wird also durchaus positiv wahrgenommen", sagt er. Seine Familie sei stolz auf ihn. Reservistin Antje Praefecke geht es darum, "dieses Land, wie ich geschworen habe, tapfer zu verteidigen im Ernstfall."

Gemeinsam unsere Demokratie verteidigen? Bei einer Umfrage treffe ich einen jungen Mann. Ihm fällt es schwer, sich das vorzustellen: "Würde ich jetzt für Deutschland sterben wollen? Das ist eine ganz große Frage. Das Gefühl, fürs eigene Land einstehen zu wollen, wurde in Deutschland allein schon wegen unserer Geschichte ein Stück weit abgebaut."

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Logo in Form einer Sprechblase. Oben steht weiß auf blau: "hr Thema". Unten in der Sprechblase blau auf weiß: "Zeitenwende"



Bundeswehr in Hessen einsatzbereit?

Was bedeutet die "Zeitenwende" für die Bundeswehr und ihre Angehörigen, was für die Zivilbevölkerung in Hessen? Damit beschäftigt sich der hr am Mittwoch (22.2.) in Radio, TV und Online.

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"Der reinste Schrottladen", aber "notwendig"

Stolz auf die Bundeswehr ist bei meiner Umfrage niemand. Bei einigen Hessen gibt es eher den Verdacht, dass sich keine guten Leute dort bewerben. Ein paar Zitate:

  • "Ich kriege von vielen mit, die jetzt nicht wissen, was sie nach der Schulzeit machen sollen und die dann halt zur Bundeswehr gehen."
  • "Also ich denke dadurch, dass die Wehrpflicht ausgesetzt ist, ist das ein spezieller Schlag Mensch, der zur Bundeswehr geht, sehr männerdominiert. Ja, eine toxische Männlichkeit."
  • "Jeder Depp geht zur Bundeswehr. Jede Niete."

In der letzten Zeit gab es auch sehr viele Medienberichte über schlechte Ausrüstung. Das prägt das Bild:

  • "Es ist ja der reinste Schrottladen, und da funktioniert auch nix."
  • "Wir haben nichts, wir können nichts, wir sind jahrzehntelang geschrumpft."
  • "Viele kaputte Maschinen. Das ist ein bisschen peinlich, die Geschichte mit den Panzern."
  • "Man hat schon gemerkt, dass die Bundeswehr komplett kaputtgespart worden ist."

Allerdings: Froh, dass wir die Bundeswehr haben, sind die allermeisten:

  • "Einfach um das Vaterland zu beschützen."
  • "Natürlich. Ohne Bundeswehr wird es schwierig."
  • "Sie ist im Moment notwendig, weil leider mit Waffen umgegangen wird. Und dann muss man sich vermutlich auch mit Waffen und dagegensetzen."
  • "Ja, offensichtlich ist auch in Europa der Krieg nicht weit."
  • "Im Herzen bin ich Pazifist. Aber die aktuelle Situation ist ja beunruhigend. Und dementsprechend braucht man sie vielleicht doch."

Ukraine-Krieg veränderte die Sicht auf die Bundeswehr

Eine Umfrage von infratest dimap für den hr aus dem Oktober zeigt: Bei 30 Prozent der Befragten Hessinnen und Hessen hat sich die Haltung zur Bundeswehr durch den Ukraine-Krieg verändert, teils zum Positiven, teils zum Negativen. Insgesamt hat gut die Hälfte der Menschen in Hessen eine gute oder verbesserte Meinung. Gut ein Drittel hat eine schlechte oder verschlechterte Meinung von der Bundeswehr.

Oberst Sönke Schmuck von den Heeresfliegern in Fritzlar sagt zur Wahrnehmung: "Es ist wieder präsenter, dass da eine tatsächliche Gefahr ist. Bei den Auslandseinsätzen hatte man immer die Situation, dass man woanders war und die Bevölkerung hat nur bedingt daran teilgenommen. Jetzt ist wieder eine konkrete Bedrohung nicht weit von hier und damit hat die Bundeswehr auch wieder eine deutlich höhere Berechtigung bekommen aus meiner Sicht als vorher."

Stabsfeldwebel Thorsten aus Frankenberg glaubt aber auch, das schon die früheren Einsätze in Impfzentren das Bild verändert haben: "Dort hatte man ja sehr viele Berührungspunkte mit der Zivilbevölkerung, und man wird meiner Meinung nach jetzt noch positiver wahrgenommen." Stabsunteroffizier David aus Frankenberg ist das Image der Bundeswehr dagegen gar nicht wichtig: "Weil ich für mich selber weiß, dass ich zu 100 Prozent dahinter stehe, was ich mache."

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