Faxgerät

Beim Arzt und im Krankenhaus scheint die Zeit bisweilen stehengeblieben zu sein - zumindest was die Digitalisierung von Daten angeht. Damit Fax und Co. endlich abgeschafft werden und Prozesse einfacher und schneller ablaufen können, brauche es zeitgemäße Lösungen, fordern Mediziner. Dann bleibe auch mehr Zeit für den Patienten.

Im St. Josefs-Hospital in Rüdesheim im Rheingau. Michael Rössler, Chefarzt der Chirurgie, erzählt aus seinem Praxisalltag - von einem Patienten in seiner Sprechstunde, dessen Röntgenbilder beziehungsweise -befund fehlen: "Ich rufe dann bei der externen medizinischen Einrichtungen an, frage nach dem Befund. Wenn ich Glück habe, komme ich durch, wenn ich Pech habe, komme ich nicht gleich durch - dann dauert es eine Weile. Und wenn ich dann jemanden dran habe, bekomme ich gesagt, aus Datenschutzgründen können die mir jetzt das nicht zuschicken."

Fehlende Vernetzung

Also lässt er sich ein Datenschutz-Formular per Fax zuschicken, damit der Patient das ausfüllen kann. Dann muss Chefarzt Michel Rössler das Ganze zurückfaxen. Doch damit ist die Sache noch nicht erledigt: "Dann sagen die, es wäre nichts angekommen, dann ist da irgendetwas am Faxgerät nicht in Ordnung. Mittlerweile wartet jetzt schon zwei Stunden der Patient draußen. Er sagt, er ist damit einverstanden, dass die Bilder freigegeben werden, und er würde sich sogar noch mal röntgen lassen bei mir - das muss man sich mal vorstellen -, damit es endlich weitergeht."

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Michael Rössler findet das jetzt mitten im Industriezeitalter fast skandalös. Zwar hält auch er den Datenschutz für wichtig, aber im Gesundheitswesen wirkt er seiner Ansicht nach überregulierend, weil ganz einfache Abläufe damit kompliziert werden. Seine Diagnose: Das Problem ist die fehlende Vernetzung aller Beteiligten, also von Ärzten, Krankenhäusern, Krankenkassen und Patienten.

"Enormer Nachholbedarf"

So sieht es auch Yvonne Wagner, Pressesprecherin der Techniker-Krankenkasse in Frankfurt: Damit die Digitalisierung im Gesundheitswesen funktioniere, sei es extrem wichtig, dass sich alle Leistungsanbieter untereinander vernetzen könnten und auch die Vernetzung zur Krankenkasse gegeben sei. "Und das funktioniert eben nur, wenn die technischen Voraussetzungen gegeben sind, so dass die Daten auch wirklich fließen können und digitale Prozesse reibungsloser ablaufen können", so Wagner.

Es braucht also bessere IT-Lösungen als bisher, meint auch Chefarzt Michael Rössler. Denn in puncto Digitalisierung sieht er hierzulande enormen Nachholbedarf. "Gegenüber vielen Ländern sind wir zehn Jahre zurück", sagt er. Im Fall der Röntgenbilder könnte die Lösung dann vielleicht so aussehen, dass die Daten in einer Cloud zentral hinterlegt sind und über eine Authentifizierung abrufbar. "Die Patienten müssten in der Lage sein, solche Daten freizugeben. Das heißt zum Beispiel mit ihrem Handy, dass sie über eine einheitliche App die Möglichkeit haben, ihre Röntgenbilder freizugeben."

Im Notfall muss es schnell gehen

Möglich wäre auch, schon im Vorfeld festzulegen, was der Patient grundsätzlich freigeben möchte, bis er dagegen Widerspruch einlegt. Grundsätzlich würde Michael Rössler sich wünschen, dass Politiker, IT-Experten und Mitarbeiter im Gesundheitswesen in dieser Reihenfolge zusammenarbeiten. "Man hat einen sinnvolles Projekt und sagt, das ist erforderlich. Dann sagt der IT-ler, wie er es umsetzen kann und dann muss man an die Politik gehen und sagen: 'Passt mal auf, da haben wir die und die Lösung. Wie könnt ihr Regularien schaffen, dass wir das sauber abgebildet kriegen, ohne dass wir hier noch zwischendurch 1000 Formulare ausdrucken müssen, die der Patient unterschreiben muss und das als erhebliche Belastung und Überregulierung empfindet?'.

Schließlich sollte es im Notfall auch mal schnell gehen, wenn Allergien, Arzneimittel und Vorgeschichte relevant sind, um den Patienten adäquat zu behandeln.

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