Bäckereifachverkäuferin legt Brot in die Auslage (picture alliance/dpa)

Alles wird teurer: ein Satz, den man schon fast nicht mehr hören kann. Umso erfreulicher, dass auch mal was billiger wird. Zumindest in einer Bäckerei in Fürth im Odenwald. Dort gibt es jetzt das sogenannte Inflationsbrot - für einen Euro weniger pro Kilo. Wie das geht und was Kunden sagen: Unsere Reporterin hat nachgefragt.

In seiner Backstube in Fürth-Ellenbach hat Armin Kätsch alles vorbereitet, was er für sein Inflationsbrot braucht. Als erstes zeigt er mir eine Schüssel mit einer braunen, festen Masse, die mich ein wenig an Nussfüllung erinnert. Kätsch erklärt: "Das ist das Brot vom Vortag, das geschnitten wird. Es wird getrocknet im Ofen und wird am nächsten Tag gemahlen und geröstet und kommt dann in den Teig."

Auf diese Weise schlägt Armin Kätsch mehrere Fliegen mit einer Klappe: Zum Beispiel braucht er für das Inflationsbrot, aber auch die Brötchen und Kekse, die er so backt, rund ein Viertel weniger Mehl. Gerade jetzt ein wichtiger Kostenfaktor, erklärt er: "Das Mehl ist ungefähr dreimal so teuer wie letztes Jahr. Aber das sind auch alles Rohstoffe, die teurer geworden sind. Das muss echt erwirtschaftet werden."

Weniger wegwerfen

Außerdem muss er so weniger Lebensmittel wegwerfen. Denn er erzählt: Gerade seit der Corona-Pandemie sei es immer schwieriger vorherzusagen, wie viele Backwaren am Tag über die Ladentheke gehen. Oder im Regal bleiben. Und indem er die alten Backwaren weiterverwendet, spart er sich die Kosten für die Entsorgung. Und: Nachhaltiger ist es auch, findet der 53-Jährige.

"Mich selbst ärgert es, wenn ich zu viele Backwaren wegwerfen muss, die vom Vortag sind", sagt er. Und so habe er einen Weg gefunden, wie er es weiterverarbeiten könne. Außerdem würden die Leute auch mehr aufs Geld achten und vielleicht auch mal was Teures liegen lassen. "Und dann ist der Kunde ganz froh, wenn er mal was anderes kriegen kann - er kann im Fachgeschäft einkaufen und muss nicht auf das Discounterbrot ausweichen."

2,50 Euro für 750 Gramm Brot

In seinem Laden mit Café in Fürth bewirbt schon ein Aufsteller vor dem Laden das Inflationsbrot. 750 Gramm kosten 2,50 Euro. Das macht das Brot auf das Kilo gerechnet rund einen Euro günstiger als vergleichbares Brot komplett aus frischem Mehl. Die Inflationsschnittbrötchen sind rund elf Cent günstiger. Die Inflationsbrote würden sich gut verkaufen, erzählt mir Verkäuferin Claudia Weidner: "Die Leute fragen nach und es ist ganz interessant, weil es was Neues ist. Und man kann was sparen. Heutzutage muss man gucken."

Kundin Christine Kilian stimmt ihr da zu. Ihr gefällt die Idee mit dem Inflationsbrot. Und der Preis macht in ihren Augen auch einen Unterschied - "auf alle Fälle. Weil wir aufs Geld gucken müssen. Nichts wird billiger. Da ist der eine Euro, der günstiger ist, gerade passend." Lothar Keller stimmt ihr zu: "Es ist gut, bevor man die ganzen Sachen wegschmeißt. Ich muss drauf achten, was die Preise sind, ich bin Rentner."

Gute Resonanz bei Kunden

Bleibt die Frage: Wie finden sie das Brot denn geschmacklich? Da sind sich alle einig: "Ich find's gut." - "Es ist vom Geschmack her gut, es hat ein bisschen ein kräftigeren Geschmack." - "Hervorragend." Café-Inhaber Armin Kätsch lächelt zufrieden. Wie viel er im Endeffekt durch das Inflationsbrot spart, weiß er nicht. Aber das wichtigste ist für ihn ohnehin: Seine Kundinnen und Kunden zu ihm in den Laden zu locken. Und zwar mit immer neuen Ideen.

Sein nächstes Projekt? Brotfrikadellen – als Beilage, zu Kartoffelbrei, zur Soße oder auch einfachso auf die Hand zum Snacken. Denn Kätsch ist sich sicher: Wiederverwendetes Brot wird nicht schlechter. Sondern hat Geschmack.

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