Baumfarn

Die Subantarktis: Grob gesagt ist das der Bereich zwischen den Südspitzen von Afrika, Australien, Südamerika und der Küste des arktischen Kontinents - mit einer faszinierenden Flora. Im Frankfurter Palmengarten gibt es das einzige Spezialgewächshaus für subantarktische Pflanzen in Europa. Und das wurde am Donnerstag 30 Jahre alt.

Schnee fehlt. Es ist auch gar nicht eisig kalt. Dafür bläst ein Riesenventilator kühle Luft durch die 30 Meter lange Glaskonstruktion. Von außen eher unscheinbar ist das Subantarktis-Haus im Frankfurter Palmengarten einmalig in Europa. "Als Besucher erwartet einen die Flora beispielsweise Patagoniens", sagt Palmengartendirektorin Katja Heubach. "Also der südlichste Zipfel Südamerikas, auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite gibt’s die Flora Neuseelands. Und das ist natürlich ein ganz, ganz spannendes Erlebnis - gerade mit Blick darauf, dass man Blüten auch Richtung Winter dann sehen kann, wie man sie dann klassischerweise auch zeitlich auf der Südhalbkugel sehen würde." Weil der Sommer auf der Südhalbkugel eben in die Zeit des deutschen Winters fällt.

Für die Subantarktispflanzen betreibt der Garten richtigen Aufwand. So filtert etwa das Spezialglas des Gewächshauses bestimmte Strahlung aus dem Sonnenlicht. Und dank Klimaanlage ist es im Haus bis zu acht Grad Celsius kühler als draußen. Denn: "In der Subantarktis ist es einerseits kühl und feucht, da herrscht oft sehr starker Wind", erklärt Palmengartenbotanikerin Hilke Steinecke. "Also eigentlich sind es schon teilweise schwierige Bedingungen für die Pflanzen." 

Zusammenkunft der "Feuchtigskeitsfreunde"

Mit diesen Bedingungen bestens zurecht kommen Gewächse wie die Chilenische Wachsglocke, die Scharlachfuchsie oder die Magellan-Nelkenwurz. Arten, an denen man auch sieht, wie sich Pflanzen an die besonderen Bedingungen in der Subantarktis angepasst haben. "Zum einen müssen die Pflanzen klein und gedrungen sein, damit sie vom Wind eben nicht umgerissen werden", sagt Botanikerin Steinecke. "Da gibt es verschiedene Polsterpflanzen. Dann gibt es Farne, da gibt es Moose, also Pflanzen, die sehr gut mit Feuchtigkeit auskommen oder diese sogar auch benötigen."

Für solche Feuchtigkeitsfreunde wurden sogar ein Wasserfall und ein Moor eingebaut – in das Gewächshaus, das bereits 1904 als Palmenhaus in Bad Kissingen entstand. 1989 kam es zur Bundesgartenschau nach Frankfurt. Pflanzenfossilien sollten in ihm gezeigt werden, so Palmengartenchefin Katja Heubach. Der Plan wurde zwar nie realisiert, "man kann aber durchaus sagen, dass auch heute da noch Fossilien drin sind, lebende sozusagen, gerade aus Neuseeland, Neukaledonien, die so als Relikte schon aus einer sehr langen historischen Zeit kommen, die heute da noch leben."

Wie die mehrere Meter hohen Baumfarne. Ihre Vorfahren wuchsen schon vor über 140 Millionen Jahren auf Erden. Sie sind Lieblinge von Katja Heubach, aber auch von Frankfurts Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen, Rosemarie Heilig. Die ist glücklich über den Botanikschatz auf städtischem Boden: "Heute haben wir wieder mal 30 Grad, dann kann ich ja einfach mal dahin flüchten, nach Süd-Süd-Südamerika sozusagen, und mich darüber informieren, wie viele verschiedene Vegetationszonen es gibt, und diese, die Subantarktis ist eine ganz besondere – und wer weiß, ob sie überhaupt in Zeiten des Klimawandels erhalten bleiben wird." 

Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 11.8.2022, 12 bis 15 Uhr