Eine Frau steht vor einem Supermarktregal mit abgepacktem Fleisch (dpa)

An Bushaltestellen, auf Billboards und Plakaten im öffentlichen Raum soll keine Reklame mehr für Fleisch aus Massentierhaltung gemacht werden. Dies hat der Rat der niederländischen Stadt beschlossen. Es wird jedoch erwartet, dass Klagen gegen diese Entscheidung eingereicht werden.

Das Familien-Grillpaket für nur 4,89 Euro, neun Chicken Nuggets für gerade mal 1,50 Euro und zwei saftige irische Beefsteaks für unter fünf Euro: Auf Postern, Tafeln, an Billboards und auf digitalen Anzeigetafeln in Haarlem hängt Reklame für Fleisch und Fleischprodukte. Doch damit soll bald Schluss sein. Denn eine Mehrheit im Stadtrat hat dem Antrag der Grünen-Abgeordneten Ziggy Klazes zugestimmt, Werbung für Fleisch aus Massentierhaltung künftig zu verbieten.

"Besser für den Planeten und das Tierwohl"

"Es ist im Interesse eines jeden, dass wir unseren Fleischkonsum mäßigen", sagt Klazes. "Das heißt nicht, dass wir alle aufhören müssen, Fleisch zu essen, aber weniger ist besser für die Gesundheit und die Gesundheit unseres Planeten und nicht zuletzt auch für das Tierwohl."

Nach einer Studie der Vereinten Nationen sind fast 15 Prozent der durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen weltweit auf die Haltung und Verarbeitung von Tieren zurückzuführen. In Viehbetrieben werden Methan, Lachgas und Kohlendioxid freigesetzt. In den Niederlanden, dem größten Fleischexport-Land Europas, kommt da einiges zusammen - bei fast 100 Millionen Schlachthühnern, elf Millionen Schweinen und 3,8 Millionen Rindern. Die Statistik sagt auch, dass die Herstellung von pflanzlichen Fleischersatzprodukten die Umwelt um die Hälfte weniger belastet.

"Nicht im Sinne der Einwohner"

Eine Zahl, der Linda Verriet vom Dachverband der Schweinehalter nicht so recht glauben mag: "Unsere Schweinehalter machen längst schon Fleisch mit dem gleichen CO2-Fußabdruck wie die vegetarischen Varianten. Darüber müssen wir ehrlich diskutieren. Ich finde, dass den Menschen viel zu viele Bilder vor Augen geführt werden, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben." Verriet bezweifelt, dass das Reklameverbot im Sinne der 160.000 Einwohner von Haarlem ist. Eine landesweite Umfrage des Telegraaf, der größten Tageszeitung des Landes, scheint ihr recht zu geben. Demnach halten 90 Prozent der Befragten das Verbot für eine unnötige Bevormundung.

Auf dem Wochenmarkt von Haarlem sind die Reaktionen sehr gemischt. "Das finde ich total klasse", sagt eine Passantin, "ich bin absolut gegen Masthühner und das alles, da zahle ich lieber mehr für gesundes Fleisch." Ein anderer meint, dass die Leute prima selbst entscheiden könnten, was sie kaufen und was nicht. "Da muss sich der Staat nicht einmischen."

Politik rechnet mit Klagen

Ob das Werbeverbot tatsächlich kommt, bleibt abzuwarten. Die Politik rechnet mit Klagen aus der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie. Denen sieht Ziggy Klazes jedoch gelassen entgegen: "Man kann Produkte von der Werbung im öffentlichen Raum ausschließen, aber keine Unternehmen. Und genau das haben wir ja vor - Fleisch aus Massentierhaltung ist ein Produkt, kein Betrieb. Ich denke also, das klappt, aber das muss noch ausgefochten werden."

Haarlem folgt dem Vorbild anderer Städte wie Amsterdam, Leiden und Den Haag, die seit geraumer Zeit Werbung für Flugreisen, für fossile Brennstoffe und Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten. Die Grünen in Haarlem fanden es nur logisch, diesem Paket auch Fleisch und Fleischprodukte aus Massentierhaltung hinzuzufügen - zum Wohl der Tiere und für den Klimaschutz.

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