Das Burgerfleisch besteht zu rund fünfzig Prozent aus Buffalo-Würmern

Mehlwürmer, Heuschrecken und Grillen auf dem Teller: Was für viele von uns eher unappetitlich klingt, ist in anderen Teilen der Welt völlig normal. Und auch in der EU gelten diese Tiere jetzt als Lebensmittel. Warum sie nicht nur eine klimafreundliche, sondern auch eine gesunde Fleischalternative sein können, erklärt hr-iNFO-Wissensredakteur Stephan Hübner.

Burgerbratling aus Buffalowürmern? Das ist keine Zukunftsmusik mehr. Buffalowürmer sind die Larven des Getreide-Schimmelkäfers. Und obwohl sich ihr Name nicht wirklich ansprechend anhört: Die Würmer rangieren recht weit oben in der Liste der vielversprechenden Speiseinsekten. Und die wird immer länger.

Denn im Vergleich zu Rindern etwa haben Insekten einige Vorteile: Um ein Kilogramm Körpermasse aufzubauen, brauchen Insekten im Durchschnitt drei Viertel weniger Futter als Ochse und Kuh.

Platzsparender und CO2-ärmer als Rinderzucht

Außerdem ist die Insektenzucht deutlich platzsparender und weniger landabhängig als die Rinderzucht. Der Wasserbedarf ist geringer und der CO2-Ausstoß auch. Und am Ende sind die Insekten dann vielseitig verwendbar, so Birgit Rumpold, die an der Technischen Universität Berlin über nachhaltige Ernährung und auch über Speiseinsekten forscht: "In Chutney, in Soßen, im Ganzen gegrillt, frittiert – in Deutschland und in Europa gibt es schon Insektenburger und es gibt Nudeln, die mit Insektenmehl angereichert sind. Es gibt in Finnland einen Hersteller, der Brot mit Grillenmehl produziert.“

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„Es gibt in Finnland einen Hersteller, der Brot mit Grillenmehl produziert.“ Birgit Rumpold, Forscherin an der TU Berlin Birgit Rumpold, Forscherin an der TU Berlin
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Bereits jetzt essen zwei Milliarden Menschen weltweit regelmäßig Insekten. In vielen Ländern stehen sie traditionell auf dem Speiseplan. In Europa sind Insekten auf dem Teller bisher jedoch eher die Ausnahme, sagt Rumpold: "Wir haben eine Umfrage gemacht, und einige Menschen haben gesagt, dass sie lieber sehen möchten, was sie essen. Sie würden also lieber die ganzen Insekten verzehren. Andere haben gesagt, dass sie das auf keinen Fall wollen und höchstens als Pulver integriert in Essen, so dass sie es nicht sehen müssen."

Hoher Eiweißgehalt

Aber auch in Pulverform ließen sich die Nährstoffe der Insekten nutzen. Bemerkenswert ist da zunächst der hohe Gehalt an Proteinen, deren Zufuhr ein wichtiger Grund für unseren Fleischverzehr ist. Und Insekten könnten uns dabei sehr zupasskommen. Je nach Art liegt der Eiweißgehalt der essbaren Insekten bei 25 bis 77 Prozent.

Dazu kommen dann noch zahlreiche Mikronährstoffe wie Eisen, Zink, Vitamine und teils auch Folsäure. Und bezüglich ihres Fettgehalts von maximal 33 Prozent machen die Speiseinsekten ebenfalls eine vielversprechende Figur. In punkto ungesättigter Fettsäuren können sie sogar mit manchen Speisefischen konkurrieren. Hinsichtlich des Entwicklungsstadiums und Futter gibt es zwar Unterschiede. Aber vom Energiewert insgesamt - bezogen auf die Frischmasse - sind Insekten mit unserem gewohnten Fleisch vergleichbar.

Insektenproteine werden jetzt schon in Tiernahrung verwendet

Auch wenn nicht jeder ganze Insekten auf dem Teller haben will – ihr Einzug in Ernährungskreise ist vermutlich nicht mehr zu stoppen. Ein Beispiel nennt Peter Stehle, Ernährungswissenschaftler an der Uni Bonn: "Insektenproteine werden schon eingesetzt, zum Beispiel in relativ großer Form für die Tierernährung. Das heißt, sie werden aus den Produkten, also aus den Insekten, isoliert und dann als Proteinpulver eingesetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass es in der menschlichen Ernährung auch funktioniert. Man kann ja dann Produkte herstellen, die Proteinzusätze haben. Und es könnten auch letztendlich Insektenproteine sein.“

Und wenn man dann doch mal Lust hat, ganze Insekten zu kosten – anstelle der pulverisierten: Rund 2.000 essbare Spezies sind aktuell weltweit bekannt. Nicht nur Getreide-Schimmelkäferlarven, sondern auch andere Käfer, Heuschrecken, Termiten, Wanzen, Bienen, Schmetterlinge und Ameisen.

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Welche Insekten in der EU als Lebensmittel gelten

Neben Mehlwürmern und Heuschrecken dürfen seit 24. Januar 2023 auch Grillen und Getreideschimmelkäfer zu und in Lebensmitteln verarbeitet werden. [mehr]

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