Frau trägt eine Fleecejacke

Lichter im Schaufenster ausschalten, Wasser sparen, weniger heizen - im kommenden Winter ist mit Einschnitten im Alltag zu rechnen. Wie das in etwa aussehen könnte? hr-iNFO-Autor Stefan Bücheler hat sich auf eine fiktive Reise in die nahe Zukunft gemacht, um es herauszufinden.

Verdammt, die Waschlappen sind eingefroren. Schon wieder. Ich hatte sie in der Kochwäsche, ist mir wichtig wegen der Hygiene. Also schön alle mal gewaschen und in den Wintergarten zum Trocknen gehängt. Den kann ich natürlich nicht heizen. Viel zu schlecht isoliert. Dann der kalte Ostwind heute Nacht, der hat meine Waschlappen eingefroren. Steif gefroren!!

Oh Mann. Da wachst Du noch vor dem Wecker auf, weil Dir Deine Freundin mal wieder die eiskalten Füße unterschiebt, gehst in die kalte Wohnung und hast gefrorene Waschlappen… Was? Einfach unter die warme Dusche? Nein, aus Prinzip nicht. Ich bin ganz bei Kretschmann: Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung. Genau! Also wenn er aufgetaut ist.

Kein warmes Wasser mehr

Naja, außerdem wird das Wasser bei uns eh nicht mehr richtig warm, seitdem wir versucht haben, die Heizung auf Sparbetrieb umzustellen. Läuft nicht mehr rund jetzt. Und der Handwerker kann erst nach Weihnachten. Jetzt stellt sich also die Frage: Katzenwäsche mit dem gefrorenen Waschlappen und lauwarmem Wasser oder nur Zähneputzen? Ich entscheide mich für die Zähne.

Dann wenigstens einen heißen Kaffee. Der ist richtig lecker jetzt. Wenn er so in der Tasse dampft und meine Brille beim Trinken beschlägt. Ein Stückchen Lebensqualität im Winter 2022. Meine Wohnung ist morgens so bei 17/18 Grad und das motiviert: Ich freu mich auf’s Büro, da sind’s 19. Also wenn die Kollegen nicht gerade wieder lüften wegen Corona.

Finsternis im Schaufenster

Ich ziehe mir die Polar-Fleecejacke und Moonboots an und schaue aus dem Fenster. Ob es wohl vereist ist draußen? Schwer zu erkennen, es ist so dunkel: Das Modelädchen gegenüber hat seine Leuchtreklame abgeschaltet und die Straßenbeleuchtung ist gerade ausgegangen, obwohl es noch gar nicht richtig hell ist. Energiesparverordnung halt.

Also frisch gewagt raus in die Kälte. Ich laufe jetzt immer, da wird mir warm. Vorbei an unserem schönen historischen Rathaus – also ich vermute dass es noch schön ist, ich sehe es gerade nur im Dunkeln und angestrahlt wird es nicht mehr. Dann beim finsteren Finanzamt nach links in die Straße, wo früher die vielen Reklame-Tafeln leuchteten. Unsere kleine Einkaufsmeile. Nur die Schaufenster sind noch beleuchtet, wahrscheinlich damit man das Schild sieht: „Tür zu, Geschäft offen“.

Handy laden nicht vergessen

Ich genieße den Anblick der erleuchteten Schaufenster. Dieser kleine Moment vor der „Break-Down-Hour“, wenn alle morgens ihren Heizlüfter anschalten und das Stromnetz zusammenbricht. Ich kann damit umgehen, man muss nur mitdenken: Handy über Nacht aufladen und immer eine Taschenlampe dabei. Und: Heute Abend nehme ich einen Waschlappen mit ins Bett. Dann ist er morgen früh schön warm.